15. März 2013

Ein guter Schüler


Ich mag Herrn Cappitan. Ich mag ihn wirklich. Sonst würden wir es nicht schon fast ein Jahr lang zusammen in einer Einraumwohnung aushalten.
Ich bin auch ein bisschen stolz, dass er innerhalb von anderthalb Jahren in puncto Küchenskills von „Pizza in den Ofen schmeißen ist auch kochen“ inzwischen angekommen ist bei „Wir brauchen mindestens drei Sorten Pfeffer – in ganzen Körnern, sonst hat der kein ordentliches Aroma“. Zugegeben, sein Wissen ist da mehr punktuell als umfassend. Aber immerhin, er kann inzwischen Zwiebeln schneiden (auch wenn ich jedes Mal wieder durchdrehe, wenn ich sehe, wie er die sozusagen am Äquator halbiert und nicht von oben nach unten), weiß wie man etwas paniert, wie man einen Pizzateig zusammenrührt und was oben drauf gut schmeckt.

Wie gesagt, ich mag ihn und bin ein bisschen stolz auf ihn, dass aus ihm mal ein guter Hausmann werden wird. ABER ICH HASSE IHN DAFÜR, DASS ER DIE WENIGEN DINGE, DIE ER KANN, BESSER HINBEKOMMT ALS ICH !!!!!!

Es fing an mit dem Pizza- und Brotiteig. Da mag ich das Kneten nämlich nicht. Und so hat er das recht frühzeitig übernommen – der moderne Mann weiß, dass er sich in der Küche einzubringen hat. Und offenbar knetet Herr Cappitan mit mehr Liebe oder Hingabe oder vielleicht auch nur mehr Muskelkraft als ich. Aber gut, da Teig kneten nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, kann ich es verschmerzen, wenn er das besser hinkriegt als ich. 
Ein paar Monate später hatte er dann auch das mit dem Zusammenmischen unserer speziellen, selbst ausgetüftelten Mehl-Gewürzmischung für den Pizzateig besser drauf als ich. Da mischte sich in den Stolz zum ersten Mal ein Anflug von Neid. 
Auch das anbraten von Dingen, z.B. Kartoffeln zu Bratkartoffeln, überlasse ich ihm schon lange. Das gehört zu den Dingen, die mir nicht so gut gelingen und er ist da scheinbar ein Naturtalent. ... Genau genommen, bin ich vollkommen unbegabt und meine Bratkartoffeln sind immer nur viel zu fettig, blass und unlecker. Und seine sind wundervoll braun und knusprig. Schon vom ersten Versuch an. Aber gut, man kann halt nicht alles können.
Dann vor wenigen Monaten lag ich in der Badewanne und hatte plötzlich Appetit auf Bohnensuppe – aber keine Lust, mich aus der wonnig warmen Wanne zu erheben. Also rief ich meinen Herrn Cappitan herbei und legte ihm mein Anliegen dar. Er erklärte sich einverstanden (der moderne Mann ^^), solange er mich konsultieren könne. Er kam dann wegen jeder Kleinigkeit ins Bad gerannt (Wieviele Kartoffeln nehme ich? Wie klein soll ich die schneiden? Wieviel Öl nehme ich? Wieviele Zwiebeln sollen da rein? Womit soll ich das würzen?). Tja... was soll ich sagen... DIE SUPPE WAR GUT. VERDAMMT GUT. BESSER ALS MEINE!!!! GNAAAAAAAAAH!!!!!

Und so beginnt der Schüler offenbar, seinen Meister zu überflügeln.

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Wem mach ich hier was vor? Was ich wirklich denke ist doch: Verdammte Axt, ich habe ein Monster erschaffen!!!
Irgendwann gibt er mir Tipps, wie man was besser macht, oder was ich in der Küche bloß Tun und Lassen soll :O