Das
Räsonieren über das Leben und das Sein im Allgemeinen beginnt bei mir nicht nur
schon in jungem Alter, sondern auch noch völlig nüchtern und am helllichten
Tage...
Wenn
man heutzutage kochen lernt, dann kann man eher eine Lasagne* zubereiten als
ein gutes deutsches Schnitzel oder kennt fünf verschiedene Rezepte mit Scampi.
Aber was man mit einem Kohlkopf anfängt?! Keinen blassen Schimmer.
Meine
Kochbiographie (also seit man das in über 90 Prozent der Fälle als Essen
identifizieren kann) ist inzwischen etwas über zehn Jahre lang und durchaus
erfolgreich. Aber typisch deutsche Gemüse sind mir bis heute ein Buch mit sechs
Siegeln (das siebte hab ich dann doch schon gebrochen). Beispielsweise die Verwendung
eines Weißkohls war bei mir bis letztes Jahr auf Kohlrouladen beschränkt. Oder
darauf, den als Knabberzeug an ahnungslose Gäste zu verfüttern (aber dazu
später).
Seit
ich dieses Versäumnis bemerkt habe (und zudem festgestellt habe, dass deutsch
kochen auch verdammt billig sein kann), dachte ich mir, ich gehe das mal an.
Seit einer Weile fasziniert mich besonders der Wirsingkohl. Immer liegt er da
und sieht wesentlich interessanter aus als sein blasserer, vergleichsweise aalglatter
Cousin, der Weißkohl. Jedes Mal schaut er mich verlockend an, mit seiner satten
grünen Farbe und der ihm eigenen Krunkeligkeit, appetitlich garniert auf seinen
dekorativ aufgerollten äußeren Blättern. Und von jeder Seite hört/liest man ja,
dass Kohl gerade jetzt im Winter so toll und gesund sein soll.
Hier kuschelt er noch mit seinen Freunden... |
Später
saßen wir uns am Küchentisch gegenüber, der Wirsingkohl und ich. Ich starrte
ihn an und er inspirierte mich so gar nicht. Er wollte mir einfach nicht
mitteilen, wie er enden wollte! Also dachte ich mir: „Wir fangen ganz einfach
an und was mit Weißkohl funktioniert, wird sicher auch mit dir was.“ Und so
schnappte ich mir das große Messer, hackte eine Seite ab, metzelte sie in
kleine Stücke und verfrachtete diese in die Pfanne.
...hier kuschelt er nur noch mit der Pfanne |
...
Oder vielleicht nur einer Freundschaft. Denn wie seine ganze Familie neigt er
dazu, Menschen in Produzenten von chemischen Massenvernichtungswaffen zu
verwandeln. Das Hinzufügen von Kümmel hilft auch nur bedingt :/
*
Als ich den Text vor etwa zwei Wochen vorbereitet habe, war der Supermarkt noch
kein Ponyhof
**
Ich muss zugeben, dass das auch und vor allem ein Mittel war, jedes Lebewesen,
dass da möglicherweise noch drin war, abzutöten. Denn meine wahre Inspiration
für den Wirsingkohl war Charlotte Roches Buch "Schoßgebete", das
damit beginnt, dass die Hauptheldin ihre Familie mit Wirsingkohl füttert und
alle davon Würmer kriegen... Herr Cappitan und ich haben übrigens keine
bekommen.
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